2023
Aktuell
Jahreshauptversammlung 2023 (am 21. März 2023)
Heimatgefühle auch bei Jüngeren wecken
Delmenhorster Schriften: Neue Chronik blickt zurück auf 100 Jahre Heimatverein
Dirk Hamm
Das Jahr 2023 steht beim Heimatverein Delmenhorst ganz im Zeichen eines besonderen Jubiläums: Der Verein ist vor 100 Jahren gegründet worden, was am 21. April mit einem Festakt in der Markthalle auch
gebührend gefeiert werden soll.
Anlässlich des vollendeten Jahrhunderts hat sich der Heimatverein selbst ein Geschenk gemacht und eine auf den neuesten Stand gebrachte Vereinschronik herausgebracht. Rund 50 Mitglieder konnten nun
bei der Jahreshauptversammlung im Hotel Thomsen gegen Ende der Veranstaltung einen ersten Blick in die Publikation werfen. Und: Sie bekamen wie alle anderen Mitglieder ein Exemplar kostenlos
überreicht. Nichtmitglieder können das Werk zum Preis von 9 Euro im Buchhandel erwerben.
Delmenhorster Schriften 2020 wiederbelebt „100 Jahre Heimatverein Delmenhorst. Eine Chronik“ ist der nunmehr dritte Titel, den der Heimatverein seit der Wiederbelebung der einst von der Stadt
Delmenhorst herausgegebenen Reihe der Delmenhorster Schriften vorgelegt hat. Nach 21 Jahren Pause wurde 2020 Band 19 präsentiert, in dessen Mittelpunkt der im 17. Jahrhundert vom Delmenhorster Grafen
Christian IX. in Auftrag gegebene Bilderzyklus über die Oldenburger Löwenkampfsage steht.
Im vergangenen Jahr folgte Band 20 mit Erinnerungen von Marie Fitger und einer Porträtskizze über Cornelia Fitger, beide Schwestern des aus Delmenhorst stammenden Malers und Dichters Arthur Fitger.
Dass nun im Jubiläumsjahr die Reihe mit der Vereinschronik fortgesetzt werden konnte, ist auch den „großzügigen Druckkostenzuschüssen“ der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) und der Firma Ernst
Petershagen zu verdanken, wie Heimatvereinsvorsitzende Herta Hoffmann hervorhob.
Aber was ist eigentlich Heimat? Welche Bedeutung hat dieser von manchen als verstaubt empfundene Begriff für junge Menschen heute? Aufschlussreiche Antworten hat Herta Hoffmann zum Start eines
Projekts zum Jubiläum des Heimatvereins von Sechstklässlern des Max-Planck-Gymnasiums, an dem sie selbst unterrichtet hat, bekommen. Sie sind der Chronik zusammen mit Grußworten unter anderem von
Oberbürgermeisterin Petra Gerlach und Betrachtungen zum Thema Heimat in der modernen Welt vorangestellt. „Heimat ist dort, wo ich wohne. Heimat ist dort, wo meine Familie ist. Heimat ist aber auch in
Spanien, weil ich dort geboren bin“, lautete eine der Antworten der Maxe-Schüler. Ein weiteres Beispiel: „Für mich ist Heimat, wo ich Freunde habe. Außerdem ist für mich Heimat, wo ich schöne
Erlebnisse habe und wo meine Familie ist.“
Wurzeln reichen bis ins Jahr 1840 zurück Die zweite Hälfte des 48 Seiten umfassenden Bandes nimmt dann die Chronik des Heimatvereins ein, beginnend weit vor dem Jahr 1923. Denn der Verein ist vor 100
Jahren als Zusammenschluss des 1921 gegründeten Kanal- und Verkehrsvereins mit dem bereits 1840 aus der Taufe gehobenen Tiergarten-Verein entstanden. 1933 wurde auch der Plattdütsche Vereen
eingegliedert. Seinen heutigen Namen trägt der Heimatverein Delmenhorst seit 1945, als er nach dem Stillstand in der Kriegszeit wiederbelebt wurde.
Die Chronik stützt sich bis zum Jahr 2002 auf eine ältere Version, die einst der langjährige Vorsitzende Jürgen Mehrtens erarbeitet hatte. Entscheidenden Anteil an der Übertragung dieses Textes in
eine Zeitleiste und deren Fortführung bis in die Gegenwart hatten Jan Jochen Meyer und Jürgen Meins.
Bei einem Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt sich, dass der Heimatverein trotz des pandemiebedingten Einstellens aller Feste, Veranstaltungen und Fahrten weiterhin Akzente setzen konnte. So
wurden 2021 zum 650. Stadtrechtsjubiläum Delmenhorsts die Stadtrechtsurkunde als Gedenkblatt gedruckt und das Heimatjahrbuch als Festschrift herausgebracht. Und eine Kooperationsvereinbarung mit der
Volkshochschule brachte eine neue Vortragsreihe auf den Weg.
Nach dem Schock durch den Tod des Vorsitzenden Friedrich Hübner hat sich der Verein zudem 2021 in der Führung neu aufstellen müssen. Die Mitglieder wählten die bisherige Stellvertreterin Herta
Hoffmann zur Vorsitzenden und Sönke Ehmen zu ihrem Stellvertreter.
Delmenhorster Kreisblatt 25. März 2023
Der alte, resp. neue Vorstand (Frau Hoffmann, Herr Radtke, Frau Reimers, Herr Ehmen)
Eröffnung der JHV 2023 durch unsere Vorsitzende Herta Hoffmann
Herr Jan Jochen Meyer leitete die JHV2023 mit.
Bürgermeister Dr. Konukiwitz überbrachte Grußworte der Stadt Delmenhorst.
Andreas Fokken (Webmaster) vom erweiterten Vorstand des Heimatvereins hielt den Vortrag "Einige Geheimnisse unserer Homepage"
Herr Manfred Radtke (Schatzmeister) stellte den aktuellen Finanzbericht vor.
Alter und neuer Vorstand
Gäste
Angelika Schulte Strathaus (Mitglied Heimatverein) und Klaus Meinken (erweiteter Vorstand Heimatverein) am Rande der Veranstaltung
Die rauchende Oma auf dem Motorrad
Skulpturen von Mangels und Stomps:
Haus Coburg zeigt Werke von Bildhauerinnen der Nachkriegszeit
DK / Melanie Hohmann / 15.03.2023
Die neue Ausstellung in der Städtischen Galerie Delmenhorst widmet sich zwei Bildhauerinnen der Nachkriegszeit. Am Eröffnungs-Wochenende gibt es ein Gesprächsangebot mit den Enkeln von Louise Stomps
sowie eine extra Kinder-Eröffnung.
Die Städtische Galerie in Delmenhorst widmet sich in ihrer neuen Ausstellung mit dem Titel „Die Abstraktion der Dinge. Marianne Mangels im Dialog mit Louise Stomps“ zwei Bildhauerinnen der
Nachkriegszeit. Eröffnet wird sie laut Mitteilung am kommenden Samstag, 18. März, um 19 Uhr.
Darüber hinaus bietet das Vernissage-Wochenende mit einem Kunstgespräch mit den Enkelkindern von Louise Stomps am Sonntag, 19. März, in der Artothek an der Langen Straße sowie einer Kinder-Eröffnung
(Teilnahme für Kinder ab vier Jahren ist kostenlos, Erwachsene zahlen den normalen Eintrittspreis) an diesem Tag zwei weitere Höhepunkte.
Mangels lebte in Delmenhorst
Sie sei seit einiger Zeit bemüht
gewesen, eine „weitgehende Abstraktion der Dinge zu erreichen“. Mit diesen Worten beschrieb Marianne Mangels am 8. August 1980 ihre bildhauerischen Ziele in einem Brief an Hans Stephan, den damaligen
Leiter der Städtischen Galerie Delmenhorst.
Mangels, 1908 in Augustenburg geboren, lebte ab 1955 in Delmenhorst. Sie hatte in Bunzlau die Fachschule für Keramik besucht und anschließend in Berlin Bildhauerei
studiert. Sie heiratete 1932, reiste nach Venedig, Rom, Florenz und London, lebte aber nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgezogen und stellte ihre Arbeiten nur selten aus.
So ist die Ausstellung entstanden: Zustande gekommen ist die neue Ausstellung im Haus Coburg durch eine Buchpublikation, die der Mediziner und Kunstsammler Arnd Siegel zusammengestellt hat, und durch
einen Dachbodenschatz, der bei Friedrich Cordes gehoben werden konnte.
Es ist vor allem ihrer Beharrlichkeit geschuldet, dass die Werke von Marianne Mangels 33 Jahre nach ihrem Tod im Haus Coburg gezeigt werden können. Zum ersten Mal treffen sie dort auf die
Skulpturen einer Zeitgenossin: Louise Stomps (geboren 1900 in Berlin, gestorben 1988 bei Wasserburg am Inn).
Das zeichnet die Künstlerinnen aus: Beide begründeten in Berlin ihre künstlerische Praxis und studierten bei Milly Steger, die bis 1942 an der Unterrichtsanstalt des Vereins der Künstlerinnen zu
Berlin Bildhauerei und Aktzeichnen lehrte. Während Steger figurativ arbeitete, ging es Mangels und Stomps um die abstrakte Form, ohne dass sie jedoch den Bezug zum menschlichen Körper aufgaben.
Mangels und Stomps verbindet auch, dass ihre Atelierräume und Werke im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und sie sich in der Nachkriegszeit aus dem Berliner Kunstbetrieb zurückzogen.
Es gehört zur Geschichte dieser frühen Bildhauerinnen, dass ihre Werke im 21. Jahrhundert wiederentdeckt und neu betrachtet werden.
Einen Tag nach der Eröffnung der Ausstellung sind die Enkelkinder von Louise Stomps um 11.30 Uhr in der Artothek, Lange Straße 47, zu Gast. Berthold Kogut und Peter Schrader verwalten gemeinsam
den Nachlass ihrer Großmutter, die sich im Alter von 27 Jahren entschied, ihr Leben der Bildhauerei zu widmen. Bis dahin war sie den gesellschaftlichen Erwartungen gefolgt: Stomps besuchte das
Mädchenpensionat, heiratete den Diplom-Ingenieur Hans Becker und bekam zwei Töchter. Erst nach der Scheidung begann sie, Kunst zu studieren und ihre Werke auszustellen.
Kogut und Schrader wuchsen beide in Berlin auf, allerdings durch die innerdeutsche Grenze getrennt. Bei dem Kunstgespräch am Sonntag, 19. März, in der Artothek geht es um ihre Erinnerungen an die
rauchende und Motorrad fahrende Großmutter, die seit 1960 zurückgezogen in einer Wassermühle in Bayern lebte und arbeitete.
Delmenhorster Kreisblatt vom 15. März 2023
Verfassung gefordert
Revolution von 1848
Auch in Delmenhorst erklang der Ruf nach demokratischen Reformen
Sönke Ehmen (DK 10.03.2023)
Vor 175 Jahren gärte es in deutschen Landen. Der revolutionäre Geist des März 1848 war auch im Oldenburger Land zu spüren. Wortführer des Reformlagers in Delmenhorst war ein Rektor und
Hilfsprediger.
Die Einwohner der Stadt staunten nicht schlecht. Mitten am Tag bestieg Bernhard von Lindern, Rektor und Hilfsprediger, auf dem Marktplatz eine alte Heringstonne und begann mit flammenden Worten über
die Notwendigkeit politischer Veränderungen zu reden. Knapp drei Wochen zuvor, am 25. Februar 1848, war in Paris König Louis Philippe auf Druck seiner Untertanen zurückgetreten. Schnell schwappte der
Geist der Veränderung ins deutsche Nachbarland über – auch ins Großherzogtum Oldenburg.
Was die Menschen besonders erboste, war die mangelnde Bereitschaft des Großherzogs, seine Macht endlich durch eine Verfassung kontrollieren zu lassen. Wiederholt hatte Peter Friedrich Ludwig
(1755-1829) seinen Untertanen nach Ende der napoleonischen Zwangsherrschaft politische Reformen zugesichert. Passiert war allerdings nicht viel und das, obwohl es der Wiener Kongress 1815 in seiner
Schlussakte festgelegt hatte.
Pariser Unruhen wirkten als Katalysator Die revolutionäre Grundstimmung, die sich seit Abzug der Franzosen nie richtig auflösen wollte, ließ daher in Zeitungen und literarischen Zirkeln die
Verfassungsfrage immer wieder aufkommen. Doch erst mit den Pariser Unruhen vom Februar 1848 keimte bei den Oldenburgern die Hoffnung auf, dass der Nachfolger, Paul Friedrich August (1783-1853),
endlich das Versprechen einlösen würde. Bereits am 3. März wandte sich der oldenburgische Stadtrat mit einer Petition an den Großherzog und bat „nach Vernehmung sachkundiger Männer aus allen Teilen
des Landes die verheißene Landständische Verfassung ins Leben zu rufen“.
Weil diese in den wichtigsten Zeitungen des Landes veröffentlicht wurde, erfuhren bald andere Bevölkerungsgruppen von der Forderung des Oldenburger Stadtrates. Als habe sich ein Knoten gelöst,
reichten nun weiter Städte beim Großherzog Petitionen ein.
Auch in Delmenhorst gärte es unter der Oberfläche. Als am 29. Februar 1848 der Hauptmann der 1847er Schützenkompanie, Anton Günther Bernhard Friesius, Geburtstag hatte, versammelte sich vor seinem
Haus eine größere Gruppe, um diesem zu gratulieren. Unter den Lobeshymnen versteckte sich dabei immer wieder der eine und auch andere Bezug zu den aktuellen Ereignissen und auch der Ruf nach der seit
Langem fehlenden Verfassung war zu hören. Höhepunkt war das Vortragen eines revolutionären Liedes, in dem es unter anderem hieß: „Ein frischer Hauch durchweht das Bürgerleben, / Ein Vorwärtsruf
erschallt von Land zu Land, / Und Männermut und Männerkraft durchbeben / Jedweden rings fürs deutsche Vaterland.“
Neben dem Schützenverein war es ein Turnverein, der revolutionäres Gedankengut mit leiser Stimme artikulierte. So hatten bereits am 5. September 1847 Turn- und Schützenverein ein vorrevolutionäres
Erntefest gefeiert.
230 Delmenhorster unterzeichneten Petition Aufgeschreckt durch die Stimmungslage seiner Untertanen erließ Großherzog Paul Friedrich August am 10. März eine „Landesherrliche Verordnung“, auf deren
Grundlage 34 Männer einberufen werden sollten, um diesen den geforderten Verfassungsentwurf zur Beratung vorzulegen. Noch bevor man in Delmenhorst von dieser Verordnung etwas Näheres erfahren hatte,
waren am 14. März 1848 über 100 Menschen zu einer Vollversammlung zusammengekommen, um in Anlehnung an die Oldenburger Petition vom 3. März gleichfalls eine Eingabe an den Großherzog zu verfassen. In
dieser hieß es in zurückhaltendem Ton formuliert: „...daß auch in dem Großherzogtum Oldenburg nach langer Winternacht endlich ein schöner Frühlingsmorgen zu dämmern beginne“. Und weiter hieß es:
„...schwerlich möchte es irgend jemand verkennen, daß das monarchische Prinzip durch repräsentatives Leben an Kraft nach innen wie nach außen nur gewinnen könne.“ Mehr als 230 Delmenhorster
unterzeichneten die Petition und machten sie damit zur zweitstärksten im Großherzogtum.
Ein weiterer Teil zur Revolution von 1848 folgt in einer der kommenden Ausgaben.
Delmenhorster Kreisblatt vom 10. März 2023
Heimatverein wird 100
Delmenhorst
Der Heimatverein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt – und das will er gebührend feiern. Den Auftakt macht am 23. Februar ein Vortrag von Herta Hoffmann in Kooperation mit der VHS Delmenhorst über das alltägliche Leben in Delmenhorst im 17. Jahrhundert. Beginn ist um 19 Uhr. Am Donnerstag 23. März, wird Colin Hoffmann in „Lahusen – eine Familiengeschichte“ über seine Studien zur Fabrikantenfamilie Lahusen berichten. Auch dieser Vortrag beginnt um 19 Uhr. Die Jahreshauptversammlung wird am Dienstag, 21. März, veranstaltet. Dann wird auch die Chronik des Heimatvereins als neue Delmenhorster Schrift vorgestellt. Eine große Festveranstaltung ist schließlich für Freitag, 21. April, in der Markthalle geplant. Ab 17 Uhr gibt es verschiedene Vorträge und auch Musik. Hierzu wird um rechtzeitige Anmeldung, spätestens bis zur Jahreshauptversammlung, per E-Mail an heimatverein-anmeldungen@hotmail.com oder unter Telefon (01 79) 5 11 10 05 gebeten.
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Delmenhorster Kreisblatt 19.01.2023
Fahrt nach Lohne am 23. April 2023:
Vorne Dr. Herta Hoffmann, Vorsitzende des Heimatvereins und Johannes Mitternacht, Schauspieler und Entertainer aus Delmenhorst, dahinter Andreas Fokken vom erweiterten Vorstand des Heimatvereins.